Der furchtbare Brand der Malzfabrik am 19. November 1911

Verunglückte:     der "Feuerwehr Kommandant" Ludwig

 

                     der "Steiger" Tacke

 

                     der "Steiger" Brandt

Der Stellvertreter des Kommandanten Ernst erlitt eine schwere Rauchvergiftung, Brandmeister Müller (Korbmachermeister) wurde verwundet.

Was war geschehen:

Die Freiwillige Turnerfeuerwehr war am Sonnabend, den 18. November 1911 im Saale des "Preußischen Hofes" zu einem festlichen Abend versammelt, bei dem auch der 39-jährigen verdienstvollen Tätigkeit des Kommandanten Ludwigs gedacht wurde. Auch der Steiger Tacke wurde für langjährige treue Feuerwehrdienste mit dem Ehrenzeichen ausgezeichnet. Der echt kameradschaftliche Sinn, welcher von der Wehr Besitz ergriffen hatte, löste eine herzliche Fröhlichkeit aus. Für drei brave Feuerwehrmänner sollte es die letzte Nachtruhe im Kreise der Familie sein.
Etwa gegen 05.15 Uhr in der Frühe, bemerkte ein Mitbürger Rauch aus dem alten turmartigen Gebäude aufsteigen. Feuer, in den Räumen wo die Getreideputzmaschinen stehen, brannte es. Die Rufe "Feuer! Feuer!" wecken die Schläfer. Hornsignale rufen die Mitglieder der Wehr. Elevatoren und Transportmittel trugen es schnell zum angrenzenden Westflügel und in das anstoßende Verbindungsgebäude. Direktor Stoy und seine Leute konnten das Feuer nicht mehr lokalisieren, trotz unmenschlicher Anstrengungen. Branddirektor Koebe unterstützte dabei Herrn Stoy.

 

Beim Eintreffen fanden sie bereits eine sehr gefährliche Situation vor. Es erfolgte sofort ein Außenangriff und ging dann zum Innenangriff in das Verwaltungsgebäude vor. Oben angekommen, kam schon die Meldung von den Getreideböden: "Zurück! Wir alle sind sonst verloren!" Direktor Stoy zog sich mit seinen Leute zurück, auch Herr Ludwig sei gefolgt, dann hat man ihn aus den Augen verloren. Andere behaupteten damals, sie hätten Ludwig mit Tacke noch im Feuer gesehen. Tacke wurde nochmals an einen Fenster, umgeben von lohender Feuerglut, sichtbar. Er rief um Hilfe und verlangte nach einer Leiter, da sein Weg verlegt war. Hunderte von Menschen, darunter der eigene 11-jährige Sohn zitterten um das Leben ... Eine gewaltige Stichflamme strich durch den Raum und im Feuer und Rauch verschwand der Steiger Tacke bis zum letzten Moment im Dienst der Pflicht. Fürchterliche Wunden, die an einigen Stellen des Rückens bis auf die Knochen gingen, bedeckten den Körper von Brandt. Unter wahnsinnigen Schmerzen wurde er auf eine Tragbahre gebettet und zum Krankenhaus geschafft, in dem ihn in der 6. Stunde der Tod von allen Erdenpein erlöste. Schornsteinfegermeister Ernst erlitt eine schwere Rauchvergiftung und der Korbmachermeister Müllern erlitt eine Verletzung am Kopf. Mit dem Verschwinden des Kommandanten Ludwig vermißte man ein einheitliches Vorgehen der Wehr. Durch die Aufzüge rollte das brennende Getreide von einer Etage in die andere, fürchterliche Funkenregen entzündete die anderen Gebäude. Bangen und Entsetzen ergriff alle, als die Fragen nach dem Verbleib des Kommandanten unbeantwortet blieben. Niemand konnte sagen wo er geblieben war, wo er seinen schaurigen Tod gefunden hat. Offenbar hatte er sich auf dem brennenden Boden verirrt, der Weg ins Freie wurde ihm abgeschnitten und so stürzte er in die Flammen.

 

Die Oberröblinger Wehr gab Unterstützung, beide Wehren sahen sich den gierigen Elementen gegenüber machtlos. Am Nachmittag mußte nochmals alarmiert werden, da das Feuer wieder einen solchen Umfang angenommen hatte. Es gelang, das Feuer zu dämpfen, so daß mit den Aufräumungsarbeiten baldigst begonnen werden konnte, galt es doch auch für die unglückliche Familie Ludwig einen gelinden Trost, wenn man wenigstens "Etwas" von dem tief bedauerlichen Manne auffände. Am 21. November 1911 riefen zum 3. Mal die schaurigen Klänge der Sturmglocken in der 8. Stunde die gesamte Wehr zum Brandplatz der Malzfabrik. Durch die großen Lagerbestände unter den Trümmern fand das Feuer reichlich Nahrung, so daß es immer wieder aufloderte und die anderen Gebäude in Gefahr brachte.

 

Bei Aufräumungsarbeiten fand man am Vormittag die Leiche des vermißten Brandirektor Ludwig, im zweiten Korridor in der Nähe des Fahrstuhls. Die Leiche war vollständig zusammengeschrumpft, nur eine formlose Masse. Man erkannte ihn an dem vernickelten Kommandantenbeil und der Beinschiene, die der Verunglückte tragen mußte.

 

Die Beerdigung der unglücklichen Opfer fand am Freitagnachmittag, dem 24. November 1911 um 15.00 Uhr auf Kosten der Stadt in einem gemeinsamen Grab statt.

 

Dem Gedächtnis, der am 19. November 1911 beim Brand der Malzfabrik verunglückten Feuerwehrmänner widmete die dankbare Stadt Sangerhausen ein Feuerwehrdenkmal. Die Einweihung desselben fand am Sonntag, dem 17. November 1912 mittags um 12.00 Uhr auf dem hiesigen Friedhof statt. Die Weiherede hielt der Pfarrer Ehrke. Eine größere Anzahl Feuerwehren aus der näheren und weiteren Umgebung hatten größere oder kleinere Deputationen entsandt. Die Teilnahme der Bevölkerung war groß. Bürgermeister Knobloch legte als Erster namens der Stadt einen prachtvollen Kranz mit Schleife an den Gräbern nieder. Weitere Kränze wurden durch die Feuerwehr, dem Turnverein sowie dem Athletischen Sportverein hingelegt. Das Denkmal besteht aus grauem Sandstein und wurde von dem Bildhauer Lehmann ausgeführt.

 

Ein furchtbares Geschick war über die hiesige Feuerwehr hereingebrochen. Wie Helden sind diese drei Männer gefallen, ihre Namen sind unvergeßlich. Daran werden die Sangerhäuser noch lange erinnert, wurden doch nach ihnen drei Straßen benannt.

 

Ludwigstraße

Tackestraße

Brandstraße


Nun zieht ein Klageton durchs Land

 

Und jeden Bürger greift`s ans Herz.

 

Drei Witwen drücken wir die Hand

 

und fühlen mit der Weisen Schmerz.

 

Ein Trost: "Sie starben für die Pflicht!"

 


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